Otto disponiert neuronal
von Redaktion Versandhausberater
23.05.2008 - Seit 2005/2006 experimentiert die Karlruher Physics Information Technologies GmbH, kurz Phi-T, im Auftrag von Otto mit der Artikel-Absatzprognose. Schon die ersten Ergebnisse, im Sommer 2006 vorgestellt, zeigten deutlich exaktere Schätzungen als die erfahrenen Disponenten sie erreichten. Bis dahin waren schon die Werte von 4 Vor-Saisons eingeflossen, die in den zwei folgenden Test-Saisons angewandt wurden. Optimal, so Phi-T-Gründer Prof. Dr. Michael Feindt damals, sei eine Kombination seines Prognose-Verfahrens mit den subjektiven Einschätzungen der Disponenten, die sich nicht aus Produkt-Stammdaten oder historischen Werten ermitteln lassen. Das sind Wahrnehmungen wie "modisch", die mit einer entsprechenden Gewichtung einfließen müssen.
Nun, nach mehr als zwei Jahren Erfahrung, hat sich Otto für den Versandhandel Exklusivität gesichert. Denn die Tests ergaben eine Verbesserung der Prognosegüte im Katalog-Bereich um 20 bis 30 Prozent, im Online-Bereich sogar um rund 50 Prozent. Erst durch diese bessere Disposition konnte Otto es überhaupt wagen, sich von seiner Abschleuser-Kette Corso zu trennen. Und auch die kürzer laufenden Mode-Kataloge wären ohne die verbesserte Disposition logistisch kaum zu bewältigen.
Die gemeinsam gegründete Phi-T products & services GmbH wird zunächst sämtliche Mode-Angebote der Otto-Einzelgesellschaft optimieren. Grundlage aller Prognosen mithilfeder NeuroBayes-Technologie ist die Eingabe von Einkaufsdaten wie beispielsweise Artikelbeschreibung, Angebotsträger, Versandtermin, Farbe, Größe, Seitenanteil im Katalog, Marke usw. Das künstliche neuronale Netz findet Zusammenhänge zwischen den einzelnen Input-Daten und nutzt diese als Basis zur Berechnung der Artikel-Absatz-Prognose. Zum Einsatz kommt ein "lernfähiges" künstliches System, das durch methodische Bearbeitung der Datensätze bekannte und vor allem auch bisher unbekannte Wechselwirkungen erkennt.
Die Treffgenauigkeit der Prognose wächst mit jeder Anwendung, da das künstliche neuronale Netz ständig "lernt" beziehungsweise "trainiert wird". Und anderseits die "Übertrainierung" vermeidet, bei der Faktoren übergewichtet würden und das Ergebnis verzerrten.
Neben dem Einsatz auch für Technik und Hartwaren sowie in der Verbesserung der Werbemittel-Ausstattung wird die otto group besonderen Nutzen in den Finanz-Services ziehen können. Denn Phi-T hat in der Vergangenheit gezeigt, dass damit die Trennschärfe beim Bonitäts-Scoring deutlich gesteigert werden kann. Das führte bei Versicherungsgesellschaften so weit, dass die Kunden deutlich umgruppiert werden mussten.
