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Plattformökonomie: Unternehmen kämpfen mit der Wirtschaftlichkeit

14.01.2019 - Wenn digitale Plattformen funktionieren, bieten sie oft lukrative Skaleneffekte. Doch der Weg zum nächsten Appstore ist weit: Viele deutsche Unternehmen verfolgen zwar eine entsprechende Strategie, kämpfen aber mit der Profitabilität, zeigt eine aktuelle Studie.

von Dominik Grollmann

Digitale Plattformen machen als Geschäftsstrategie Schule in Deutschland. Fast jedes zweite für eine Studie befragte Unternehmen steckt mitten im Aufbau, jedes fünfte ist bereits Betreiber einer digitalen Plattform. Als Vorbild für die strategische Ausrichtung als Plattform stehen unter anderem große Internetkonzerne und Vergleichsportale. Für 93 Prozent der befragten Experten werden digitale Plattformen in Zukunft eine bedeutende Rolle im Geschäftsmodell-Mix spielen, für 50 Prozent ist es das Modell der Zukunft. Das ergibt die Studie "Digital Platform Management" von Sopra Steria Consulting , in Kooperation mit Forschern des Hamburger Informatik Technologie-Centers (HiTeC ).

Digitale Plattformen Made in Germany

Digitale Plattformen von Unternehmen in Deutschland finden sich in nahezu allen Branchen. Bekannt sind vor allem Vergleichsportale wie AutoScout24 , Check24 , FinanzScout24 und Verivox . Im Handel wandelt sich Otto aktuell mit dem Plattformumbau zum Marktplatz. Darüber hinaus wächst die Zahl der Plattformen in der Industrie und der Fertigung. Siemens bietet mit MindSphere eine Art Betriebssystem für das industrielle Internet der Dinge (IoT), Unternehmen können hier Produkte, Anlagen, Systeme und Maschinen vernetzen und die Plattform für die Datenanalyse nutzen. Bosch betreibt mit Bosch IoT eine Plattform, die Entwicklern die Arbeit an neuen IoT-Anwendungen erleichtert. Im Finanzsektor entwickelt sich beispielsweise der Versicherer Allianz zum Softwareanbieter. Die offene Plattform Allianz Business System soll grundsätzlich allen Marktteilnehmern zur Verfügung stehen, um beispielsweise Tarife und neue Apps zu entwickeln und zu vermarkten.

Aufgabe Nummer 1: Das Plattformgeschäft erlernen

Der Umbau des Geschäfts und der Organisation zu einer digitalen Plattform bereitet Unternehmen noch Kopfzerbrechen. 67 Prozent der für die Studie Befragten kämpfen vorrangig mit der Gestaltung des Erlösmodells. Es bestehen zudem Unsicherheiten, wie das bisherige Geschäft eingebunden werden soll. Deutlich weniger Unternehmen, nur 15 Prozent, sträuben sich dagegen vor der Öffnung gegenüber Drittunternehmen, auch Wettbewerbern. Das belegen Plattformbeispiele wie Zinsmarkt der Deutschen Bank. Auf der Kreditplattform des Instituts sind auch Konkurrenzprodukte vertreten. Insgesamt bestätigen rund ein Drittel der für die Studie Befragten, dass die eigene digitale Plattform Konkurrenz zum Kerngeschäft darstellt.

"Das zeigt, Unternehmen werden mutiger. Denkverbote in den Chefetagen und Strategieabteilungen werden selbst in klassisch hierarchisch geprägten Branchen aufgehoben. Es geht nicht um einen neuen Kanal oder einen weiteren Service, der integriert wird. Diese Konsequenz in der Umsetzung ist notwendig, damit Plattformstrategien funktionieren", sagt Urs Krämer , CEO von Sopra Steria Consulting. Das belegen auch Aussagen der befragten Experten: Für 40 Prozent der Befragten ist der Aufbau einer digitalen Plattform Teil der Gesamtunternehmensstrategie. Nur 23 Prozent sehen darin einen zusätzlichen Service oder ein neues Produkt.

In die Studie "Digital Plattform Management" flossen Interviews mit 51 Experten für den Aufbau und Betrieb digitaler Plattformen aus Unternehmen unterschiedlicher Branchen ein. Sie ist die zweite Vertiefung der Ausgangsstudie "Digitale Exzellenz".

Erwähnte Unternehmen

allianz.de  autoscout24.de  bosch.de  check24.de  finanzscout24.de  hitec-hamburg.de  otto.de  siemens.com  siemens.de  soprasteria.de  verivox.de 

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