Corona-Checkliste: So optimieren Sie Ihre Logistik
24.04.2020 - In den Logistikzentren vieler E-Reteiler ist derzeit jeden Tag ein Andrang wie während des Weihnachtsgeschäfts - und das völlig unvorbereitet in einer eigentlichen Low Season. Zehn Anregungen, wie Sie Ihre Logistik an die veränderte Lage anpassen können.
von Susanne Broll
In einigen Sortimentsbereichen wie Lebensmittel, DIY, Spiele oder Elektronik erlebt der Versandhandel aufgrund der Corona-Krise ein zweites Weihnachtsgeschäft. "Die Zahl der Pakete steigt täglich und hat inzwischen das Niveau wie vor Weihnachten erreicht", ließ der Logistiker DHL
jüngst wissen. Das Problem daran: Während E-Retailer sich jedes Jahr darauf einstellen können, dass ab Oktober der Weihnachts-Peak kommt, trifft der aktuelle Run auf nachgefragte Sortimente Händler unvorbereitet.
Wir haben zehn Anregungen für Sie zusammengefasst, mit denen Sie Ihre Logistik an die Krise anpassen können.
1. Schaffen Sie freie Kapazitäten im Wareneingang
Auch wenn es Umsatz kostet, kann es helfen, die Bestellungen zu drosseln und für mehr Platz im Lager zu sorgen - damit wird nebenbei auch die Liquidität geschont. Der Versandhändler Amazon hat es vorgemacht und kurzerhand die Annahme von FBA-Händlern in seinen Logistikzentren gestoppt.2. Depriorisieren Sie die Retourenbearbeitung
Verlängern Sie Rückgabefristen oder informieren Sie Ihre Kunden darüber, dass die Retourenbearbeitung aufgrund des hohen Bestellaufkommens derzeit etwas länger dauert. Die meisten Kunden haben aktuell für derartige Probleme Verständnis.3. Verlagern Sie die Retourenbearbeitung
Schicken Sie Retouren in eigene Filialen oder andere nutzbare Flächen. Dort gibt es Platz und im Zweifel auch Mitarbeiter, die sich darum kümmern können.4. Suchen Sie neue Flächen
Der Lebensmittellieferdienst Picnic hat mitten in der Corona-Krise ein neues Logistikzentrum aus dem Boden gestampft, in dem 1.000 Mitarbeiter arbeiten sollen. Zudem wurde die Sonntagslieferung eingeführt. Auch das schafft zusätzliche Kapazitäten.5. Nutzen Sie vorhandene Flächen um
Überlegen Sie sich, wie Sie z.B. Ihre Filialen auch als Fulfillment-Zentren nutzen können. Dort sind nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Wareneingang und -ausgang sowie notwendige Sicherheitssysteme für Ware in der Regel bereits vorhanden.6. Führen Sie Click & Collect ein
Der bevh macht sich gerade dafür stark, dass Kunden online bestellte Ware in den Filialen abholen dürfen. Unterstützen Sie die Forderung und bereiten Sie entsprechende Prozesse vor.7. Stellen Sie schnell lieferbare Sortimente zusammen
Coop in der Schweiz reagiert auf die Tatsache, dass aktuell alle Lieferfenster komplett ausgebucht sind, mit einer neuen Strategie. Das Unternehmen hat ein Sortiment mit 100 Artikeln zusammengestellt, das Kunden innerhalb von zwei bis drei Tagen bestellen können.8. Belohnen Sie geduldige Kunden
Amazon hat in den USA "No-Rush-Shipping" eingeführt. Prime-Kunden, die freiwillig länger auf ihre Bestellung warten, werden mit einem Guthaben von drei Dollar pro Bestellung belohnt, das sie dann für den Kauf digitaler Produkte wie Filme oder Spiele verwenden können.9. Verkürzen Sie Entscheidungsprozesse
Jetzt ist nicht die Zeit für endlose Abstimmungs- und Diskussionsrunden - schon gar nicht per Microsoft Teams, Zoom oder Skype. Wer die Krise überleben will, darf keine Angst vor neuen Projekten haben, sondern muss diese einfach konsequent angehen. "Deutschland räumt auf", ist die Devise. Unternehmen, die das nun tatkräftig umsetzen, bietet die Corona-Krise vielleicht sogar neue Chancen.10. Identifizieren Sie Flaschenhälse in der Logistik.
Was lähmt Ihren Durchlauf? Wo bilden sich Rückstaus? Bei anhaltender Peak-Belastung müssen operativ geeignete Maßnahmen schnell umgesetzt werden.Autor: Oliver Lucas , Mitgründer der E-Commerce-Beratung Ecom Consulting und Spezialist für Fulfillment-Prozesse
Erwähnte Unternehmen
amazon.de bevh.org coop.ch dhl.de ecom-consulting.de picnic.app