Fünf Ideen für den internationalen E-Commerce
07.01.2021 - Die Erwartungen in Sachen "Last Mile Delivery" im globalen Onlinehandel sind hoch - schließlich muss man sich gegen den Heimvorteil des Wettbewerbs behaupten. Welche Hürden im Cross-Border-Versand lauern und wie man diese nimmt.
von Susanne Broll
Der E-Commerce kennt keine Grenzen. Der Respekt vor dem Schritt in ausländische Märkte ist trotzdem gewaltig. Es warten viele Herausforderungen. Allerdings wäre es fahrlässig, die riesigen Umsatzpotenziale im Cross-Border-Commerce liegen zu lassen. Laut PayPals
'Cross-Border Consumer Research 2018' sind unsere europäischen Nachbarn leidenschaftliche Cross-Border-Shopper. Und vor allem die letzten Monate haben auch den letzten Onlineshopping-Muffel aufgeweckt. Also beste Voraussetzungen für deutsche E-Retailer. Doch worauf sollten 'Grenzgänger' denn eigentlich achten?
1. Relevanter Content und ein Bewusstsein für Sprachbarrieren
Die Content-Erstellung für internationale Märkte geht weit über sprachlich korrekte Übersetzungen hinaus. Zum Beispiel müssen auch kulturelle und idiomatische Eigenheiten oder regionale Spezialitäten berücksichtigt werden. Hier helfen Spezialisten für multilinguale Übersetzungsprojekte. Diese sogenannten Language Service Provider (LSP) unterstützen Onlineshops bei der Internationalisierung - ganz gleich, ob es sich dabei um Produktbeschreibungen, SEO-Inhalte, Newsletter, Blogs oder Videos handelt.2. Individuelle Präferenzen und kulturelle Unterschiede berücksichtigen
Andere Länder, viele 'Chancen', daneben zu greifen. Trotzdem sollte man das enorme Gewinnpotenzial nicht liegen lassen, sondern die Spielregeln lernen. International unterscheiden sich in der kulturübergreifenden Logistik die Ansprüche der Kunden enorm. Hier sind Kenntnisse über den Zielmarkt alternativlos. Was in Deutschland üblich ist, muss nicht auch in der Fremde funktionieren.In Frankreich werden beispielsweise die Nachnamen üblicherweise in Großbuchstaben geschrieben, damit diese eindeutig vom Vornamen zu unterscheiden sind. Außerdem sind in französischen Städten Hauseingänge oft mit elektronischen Codes verschlossen. Der Haustür-Code muss dann in der Empfängeranschrift angegeben werden. Vielleicht favorisieren Franzosen auch deshalb das Click-&-Collect-System. Italiener lassen sich dagegen gerne per Kurznachricht informieren. Die Iberer wiederum können mit der in Deutschland gängigen Praxis der Nachbarschaftszustellung wenig bis gar nichts anfangen. Ein echtes No-Go. Denn die persönliche Annahme zum vereinbarten Wunschtermin ist selbstverständlich.
3. Internationales (Live-)Tracking für mehr Transparenz einsetzen
National ist die Sendungsverfolgung standardisierter Service. International wird es allerdings interessant. Neben Gesetzeslage, länderspezifischen Verbraucherrechten, Verpackungsvorschriften sowie Zollrichtlinien sind vor allem Transparenz via detailliertem Tracking und Reporting kritische Faktoren. Auch diese Informationen müssen entsprechend der Landessprache im Zielmarkt tradiert werden - und das bis zur letzten Meile.4. Retourenmanagement vereinfachen
Das Retourenmanagement ist im Cross-Border-Commerce von zentraler Bedeutung. Die Abwicklung beeinflusst die Kundenzufriedenheit und somit die Sales Performance. Die einfache Abwicklung und ein fähiger Customer Support in Landessprache sind essenziell.Allerdings geht das Retourenmanagement meist auf Kosten des Händlers. Einzelne Rückführungen lohnen sich nicht. Wenn jedoch ein zentraler Multi-Carrier mit Local Heroes kooperiert, ist das aufgrund der nationalen Retourenadresse eine für alle Parteien rentable Win-win-Lösung. Die lokalen Dienstleister bündeln Sendungen und führen diese dann konsolidiert zurück. Eventuell können einzelne Bestellungen sogar im Zielland gelagert und neu verkauft werden.
5. Geringe Versandmengen sind zu kostenintensiv
Meist stehen Warenwert und Transportkosten beim Cross-Border-Shipping in keinem ökonomischen Verhältnis. Geringe Versandmengen sind betriebswirtschaftlich kaum vertretbar. Shipping Service Provider können jedoch deutlich bessere Konditionen aushandeln. Davon profitieren auch kleinere (Online-)Händler und Unternehmen - sofern sie ihren kompletten Cross-Border-Versand an ein internationales Carrier-Netzwerk outsourcen.Autor: Micha Augstein ist Gründer und Geschäftsführer bei Parcel.One , einem Logistikdienstleister für den grenzüberschreitenden Onlinehandel.