Nachrichten aus dem Versandhandel

Staples will Corporate Express will Lyreco

von Redaktion Versandhausberater

23.05.2008 - Nach dem massiven, aber vergeblichen Werben um Corporate Express hat Staples am Montag eine "feindliche Übernahme" in Angriff genommen. Doch der holländische vormalige Buhrmann-Konzern parierte mit einem ungewöhnliche Angriff und kündigte seinerseits die Fusion mit dem französischen Wettbewerber Lyreco an. Pikant, denn Lyreco und Staples kooperieren in zahlreichen Ländern in der Allianz "SupplyingYourWorld". Diese Allianz würde mit der Übernahme beendet und dadurch das Kontraktgeschäft beider Partner vor neue Herausforderungen stellen.
Wie berichtet, hatte Staples sein Angebot für Corporate Express auf 8 Euro je Aktie erhöht. Analysten hatten diesen relativ hohen Wert als interessant eingestuft, aber noch Luft für bis zu einem Euro gesehen. Andererseits wäre bei dem großen Volumen kaum ein "weißer Ritter" Corporate Express zu Hilfe geeilt.
Deshalb wohl - wenngleich offiziell "ohne Zusammenhang" mit der Staples-Offerte - nimmt Corporate Express nun mehr als 1,7 Mrd. Euro in die Hand. Der Kaufpreis entspricht fast dem 10-fachen EBITDA von Lyreco. Aufgrund der Synergien erwartet Corporate Express allerdings, dass faktisch nur gut das 6-fache EBITDA angesetzt werde. Der größte Aktionär von Lyreco, Georges Gaspard (84 %), erhält 25 % der Corporate Express-Aktien und darf sie drei Jahre lang nicht verkaufen. CEO wird Lyreco-Chef Eric Bigeard, COO sein CE-Gegenpart Peter Ventress. Corporate Express erhält 4 von 6 Aufsichtsrats-Mandaten und stellt dort den Vorsitzenden.
Die Übernahme betrifft vor allem das Direktgeschäft. Hier nämlich würde der neue Büroartikel-Konzern an Staples vorbeiziehen, und zwar sowohl in den USA als auch in Asien und Europa. Staples im Gegenzug zielt vor allem auf das US-Geschäft von CE, das beim Rivalen mehr als 50 % des Umsatzes ausmacht.
Entscheiden können die Aktionäre von Corporate Express Ende Juni. Bis zur Hauptversammlung, die über die Lyreco-Übernahme entscheiden soll, läuft auch das Angebot von Staples. Noch ist nicht klar, ob es erneut erhöht wird. Für den weltweit größten Büroartikel-Händler sind beide Optionen problematisch. Gibt er die feindliche Übernahme auf, muss er sein globales Service-Netz aus der Lyreco-Allianz neu spannen. Gelingt ihm die Übernahme, muss er einen unwilligen Partner integrieren.