Das Multishuttle - die Zukunft des Schnelldreher-Lagers?
von Martin Groß-Albenhausen
30.03.2004 - Den "Innovationspreis für Logistik 2003" des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) haben in diesem Jahr das Dortmunder Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) und der Lagerautomationsanbieter Siemens Dematic erhalten. Prämiert wurde die Entwicklung des so genannten "Multishuttle", ein neuartiges Lager- und Transportsystem für Standardbehälter, Trays und Kartons.In einem Multishuttle-Lager verkehren bis zu 30 Lastenaufnahmefahrzeuge in einem Regal. Diese lassen sich über ein oder mehrere Liftsysteme vertikal umsetzen. Die Shuttles bewegen sich auf in den Regalebenen angeordneten Schienensystemen. Außerhalb der Regaltechnik genügen aufgeständerte bzw. abgehangene Stahlschienen als Fahrstrecke, um den Transport zwischen beliebig angeordneten Quell- und Zielstationen zu ermöglichen. Die Vorzone wird durch Querverschiebewagen zum parallelen Versetzten des Shuttles als auch durch Drehtische zur Änderung der Fahrtrichtung ergänzt. Alle Komponenten sind so ausgestattet, dass sie sich flurfrei installieren lassen.Datenfluss auf der SchieneZur Zeit erfolgt die Fahrsteuerung des Multishuttles funkgesteuert via Wireless LAN. Dies erfordert jedoch die Installation von Funkantennen im Lager und treibt die Kosten nach oben. Statt dessen arbeitet das IML an einer Datenübertragungsmethode, bei der die Daten über die Fahrschiene zum Multishuttle gelangen. Neue, preiswerte Chips mit einem Echokompensationsverfahren sollen eine zuverlässige Übertragung ermöglichen und so das Problem der Störanfälligkeit bei größeren Entfernungen lösen.Schon jetzt nutzt das Multishuttle die Fahrschiene zur Stromübertragung. Um das Gewicht des Shuttles gering und die Wartungskosten niedrig zu halten, wurde auf den Einbau von Batterien verzichtet. Über ein 24-Volt-Netz wir der Antriebsstrom durch die Schiene übertragen. Ein Energie speichernder Hochleistungskondensator ermöglicht bei fehlendem Kontakt durch oxidierte oder verschmutzte Schienenabschnitte, den kurzzeitigen Betrieb auch ohne Stromversorgung. Ein Ausfall des Shuttles ist nahezu ausgeschlossen.Beidseitige LastaufnahmeEin mit zwei parallel verlaufenden Riemen ausgestatteter Antrieb fährt unter den eingelagerten Behälter, hebt diesen an und fördert ihn aus dem Regal. Dabei ist es möglich, gleichzeitig einen Behälter auszulagern und auf der gegenüberliegenden Seite aufzunehmen. Dadurch kann in der Lagervorzone der Durchsatz des Gesamtsystems deutlich erhöht werden.Das Multishuttle eignet sich für jedes Lager mit einem hohen Durchsatz, also z.B. für AKLs oder für ein Schnelldreher-Lager.Z.Z. befindet sich das Shuttle noch im Testbetrieb bei der IML. Entscheidend wird sein, möglichst schnell einen Anwender für das System zu finden.