Nachrichten aus dem Versandhandel
 (Bild: Pixabay CC0 / robert_marinkovic)
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E-Commerce: Marktplätze profitieren noch stärker als Shops

17.06.2022 - Der beispiellose Boom, den der Onlinehandel und insbesondere Enterprise-Marktplätze 2020 erlebt haben, setzte sich auch im letzten Jahr fort. 2021 lag das Umsatzwachstum im E-Commerce bei 12 Prozent, während Enterprise-Marktplätze ein Umsatzwachstum von 25 Prozent erzielten.

von Sebastian Halm

Damit sind Enterprise-Marktplätze im zweiten Jahr in Folge doppelt so schnell gewachsen wie der gesamte E-Commerce. Zu diesem Ergebnis kommt der 2022 Enterprise Marketplace Index von SaaSPlattform-Anbieter Mirakl. Mithilfe von Analysen der jährlichen Verkaufszahlen spezifischer Marktplätze bewertet der Bericht die aktuelle Entwicklung von Enterprise-Marktplätzen und quantifiziert die wichtigsten Wachstumstreiber. Als branchenweit größte Auswertung von Third-Party-Marktplatzdaten reflektiert der Enterprise-Marktplatz Index über 60 Marktplätze im globalen Einzelhandel, die mindestens von Q4 2019 bis Q4 2021 aktiv waren und mit über 50.000 Verkäufern und mehr als 70 Millionen Produkten ein Brutto-Warenvolumen (GMV) in Milliardenhöhe generierten.

Das noch immer enorm starke Wachstum von Enterprise-Marktplätzen zeigt eine grundlegende und dauerhafte Veränderung in der Art und Weise, wie Verbraucher einkaufen und Einzelhändler ihr Geschäft ausbauen. Tatsächlich verzeichneten Enterprise-Marktplätze in den letzten zwei Jahren eine jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 49,7 Prozent. Zum Vergleich: Der E-Commerce insgesamt wies im selben Zeitraum eine CAGR von 22,2 Prozent auf.

Aus dem Report geht auch hervor, dass Verbraucher und Verkäufer in einem Rekordtempo auf Marktplätze geströmt sind, und somit die Kennzahlen für Marktplatzwachstum nach oben getrieben haben. So stieg die Adoption von Online-Marktplätzen bei den Verbrauchern um 35 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie: 2019 gaben 42 Prozent der Verbraucher an, dass sie ausschließlich oder häufig auf Marktplätzen einkaufen. Diese Zahl lag 2020 und 2021 konstant bei 57 Prozent, selbst nach Wiederöffnung der Ladengeschäfte. Darüber hinaus ist auch das Netz der Marktplatzverkäufer in Unternehmen in den letzten zwei Jahren erheblich gewachsen. 2021 stieg die Zahl der auf Marktplätzen tätigen Unternehmen gegenüber 2020 um 46 Prozent.

Übergang von angebotsorientierter Wirtschaft zu nachfrageorientiertem Ökosystem

Einer der Hauptgründe, warum Verbraucher Online-Marktplätze bevorzugen, darin liegt, dass sie eine größere Produktauswahl bieten als traditionelle Einzelhandels-Websites. Produkte sind der zentrale Treiber für das Marktplatzwachstum und erweitern die Sortimente von Marktplatzverkäufern. 2021 bauten etablierte Marktplätze ihre Sortimente um weitere 29 Prozent aus und bieten heute 62 Prozent mehr Produkte als im vierten Quartal 2019. Dies ist einer von vielen Gründen, warum 79 Prozent der Verbraucher, die mindestens einmal pro Woche online einkaufen - die wertvollsten Käufer im E-Commerce - Marktplätze als die bequemste Art des Einkaufens bezeichnen. Infolgedessen verzeichnen Einzelhändler, die Marktplätze mit dem richtigen Maß an Kuratierung und Kontrolle einführen und dabei keine Kompromisse bei den Wünschen der Käufer eingehen, ein höheres Wachstum.

Dem Report zufolge profitieren Marktplätze von der Möglichkeit, ähnliche Produkte von verschiedenen Verkäufern zu führen, die sich jedoch in Preis, Lieferzeit oder spezifischen Merkmalen unterscheiden. Mit der richtigen Präsentations- und Merchandising-Strategie führt dies zu maximaler Produktverfügbarkeit und einer wettbewerbsorientierten Preisgestaltung, sodass Verbraucher eher finden, wonach sie suchen. Parallel zum Anstieg der verfügbaren Angebote auf sämtlichen Marktplätzen um 38 Prozent stieg die Zahl der Angebote je Produkt auf 1,9 - was eine Zunahme von 16 Prozent im Jahresverlauf darstellt. Damit bieten Enterprise-Marktplätze Verbrauchern weiterhin eine größere Auswahl als alle anderen Alternativen.

Marktplätze beflügeln das Geschäft der Einzelhändler

In einer Zeit, in der die Margen im ECommerce durch Unterbrechungen der Lieferkette, Versandzuschläge und eine historisch hohe Inflation verringert wurden, haben Enterprise-Marktplätze die Margen wieder erhöht. Dem Report zufolge wuchs der Umsatzbeitrag der Marktplätze dank der durchschnittlichen GMV-Wachstumsraten und höheren Provisionsraten um 29 Prozent. Je Verkäufer stieg der GMV-Beitrag über alle Enterprise-Marktplätze hinweg auf 14.451 US-Dollar (12.986 Euro). Der Report ergab, dass Marktplatzbetreiber je 69 Verkäufer, die sie an Bord bringen, unterm Strich einen zusätzlichen Umsatzbeitrag in Höhe von einer Million US-Dollar erzielen. Da das oberste Viertel der GMVstärksten Enterprise-Marktplätze im Durchschnitt sogar über 40.000 US-Dollar je Verkäufer erwirtschaftet, rücken mit der Markplatztransformation auch ambitionierte Ziele für Einzelhändler in greifbare Nähe.