Nachrichten aus dem Versandhandel
 (Bild: Rebelle / Alexandra Kern)
Bild: Rebelle / Alexandra Kern

Dropshipping - das sind die Vor- und Nachteile

08.10.2021 - Dropshipping kann eine Alternative sein, wenn man neue Märkte erschließen will. Unsere Übersicht klärt, wann Sie sich für diese Handelsform entscheiden sollten.

von Susanne Fricke

Dropshipping ist eine Form des Onlinehandels, bei der E-Retailer Produkte in ihrem Shop anbieten, ohne sie selbst auf Lager zu haben. Falls Kundschaft einen Artikel im Shop bestellt, versendet der Shopbetreibende diesen nicht selbst, sondern ordert ihn (meist automatisiert) bei herstellenden Betrieben oder im Großhandel. Von dort aus wird das Produkt dann direkt zur Kundschaft geschickt. Der Großhandel erledigt alle Formalitäten im Zusammenhang mit den Versandformalitäten, Zoll- und Vertriebskosten. Der Gewinn des E-Retailers bei dieser Transaktion ist die Differenz zwischen dem Betrag, den der Großhandel für das Produkt berechnet, und dem Betrag, der der Kundschaft in Rechnung gestellt wird.

Die Vorteile von Dropshipping

Besonders für Unternehmen, die in neue Märkte einsteigen wollen oder zu wenig Kapazität haben, birgt Dropshipping einige Vorteile. Einer der größten Pluspunkte ist, dass für den Start nur wenig Kapital benötigt wird, da man sich Lagerung und Versand spart. Zudem muss Ware nicht in großen Mengen vorab gekauft und gelagert werden, sodass auch keine Überschüsse entstehen. Auch kann über Dropshipping eine größere Produktpalette angeboten werden.

Sie werden dadurch zudem flexibler und können ihren Dropship-Shop standortunabhängig managen. Darüber hinaus wird durch die Synchronisierung des Onlineshops mit dem Dropshipping-Anbietenden die eigene manuelle Arbeit auf ein Minimum reduziert.

Die Nachteile von Dropshipping

Der größte Nachteil, den dieses E-Commerce-Modell birgt, ist, dass Versandhandelsunternehmen dabei nur wenig Einfluss auf den Versandprozess und die Zufriedenheit ihrer Kundschaft nehmen können. Egal, wie gut und benutzerfreundlich der eigene Onlineshop ist, wenn der Großhandel das Paket nicht rechtzeitig abschickt, der Versand zu lange dauert oder das Produkt beschädigt - der negative Eindruck fällt auf den ERetailer zurück. Auch die Lösung eventuell auftretender Probleme ist deutlich schwieriger, wenn Versandhandelsunternehmen nicht wissen, wo die Lieferung gerade feststeckt oder wenn der Großhandel nicht erreichbar ist.

Ein weiterer Nachteil entsteht, wenn E-Retailer Waren verschiedener Hersteller und Großhandelsunternehmen anbieten. Dabei kann es dazu kommen, dass höhere Versandkosten anfallen, falls die Kundschaft mehrere Produkte bestellt, die von unterschiedlichen Quellen geliefert werden. Diese kann man dann entweder selbst tragen oder der Kundschaft in Rechnung stellen - auf die Gefahr hin, diese zu verlieren.

Dropshipping bietet zudem nur eine geringe Gewinnspanne. Zwar können E-Retailer versuchen, Produkte mit einem hohen Preisaufschlag zu verkaufen, das funktioniert jedoch nur in den seltensten Fällen. Um nicht in einen Preiskrieg zu geraten, bleibt Versandhandelsunternehmen, die Dropshipping nutzen, nichts anderes übrig, als sich einen wenig umkämpften Markt zu suchen oder Zeit und Geld in Marketing und Branding zu investieren, um eine Marke mit loyaler
Kundschaft aufzubauen.

So gelingt der Einstieg in Dropshipping

E-Retailer, die in Dropshipping einsteigen wollen, sollten sich im ersten Schritt passende Produkte und geeignete Bezugsquellen überlegen. Wichtig ist, nur Artikel auszuwählen, für die kein Urheberrechtsanspruch besteht.

Inspirationen, welche Produkte gedropshippt werden können, bieten diverse Informationsquellen. Ein kostenloses Beispiel ist Wholesale Central. Bei den Marktplätzen SaleHoo oder Worldwide Brands zahlen E-Retailer hingegen eine Gebühr für die Nutzung. Für den deutschen Markt bietet sich auch BigBuy an. Auch Fachmessen, auf denen HerstellerInnen ausstellen, sind eine Möglichkeit, um Produktideen zu sammeln und Dropshipping-Partnerschaften zu schließen.

Bevor ein Produkt dann in den eigenen Onlineshop aufgenommen wird, sollten E-Retailer dieses eingehend testen, um treffende Produktbeschreibungen formulieren zu können und Foto- oder Videomaterial zu produzieren.

Dann gilt es, Kontakte zu knüpfen. Falls Hersteller das gewünschte Produkt nur in großen Mengen verkaufen, erhalten E-Retailer von ihnen in der Regel eine Liste mit Großhandelsunternehmen, die das Produkt vertreiben. Ein guter Draht zur Bezugsquelle hilft, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und gegebenenfalls bevorzugt behandelt zu werden, wenn es zu Lieferengpässen kommt.

Wahl der richtigen Bezugsquelle

Bei der Wahl Ihrer Bezugsquelle gilt es, die folgenden Aspekte zu beachten.

1. Bietet die Bezugsquelle einen Katalog?
Es gibt Dropshipping-Anbietende, die auf bestimmte Branchen spezialisiert sind, und andere, die einen umfassenderen Katalog anbieten. Ein Großhandel mit einem umfangreichen Katalog als Kooperationspartner bietet den Vorteil, dass das eigene Produktangebot unkompliziert erweitert werden kann. Die Bezugsquelle sollte außerdem die neuesten Trends erkennen und ihren Katalog entsprechend regelmäßig aktualisieren.

2. Verschiedene Synchronisierungsoptionen
Einer der Hauptfaktoren bei der Zusammenarbeit mit einem Dropshipping-Anbietenden sind die angebotenen Synchronisationsoptionen, da es viele Aspekte gibt, die synchronisiert werden müssen (Bestellungen, Katalog, Lagerbestand, Spediteure, etc.). Die rudimentärste Methode sind CSV-Dateien, die jedoch viel Aufwand und manuelle Arbeit mit sich bringen.

3. Barrierefreier Kundenservice
E-Retailer sollten sicherstellen, dass ihre Bezugsquelle gute Konditionen bietet und transparent ist, wenn es um die Reaktion auf den Versand fehlerhafter Produkte oder die Abwicklung von Retouren und stornierten Bestellungen geht. Interessant ist es auch, wenn der angebotene Service für die Kundschaft mehrsprachig ist und individualisiert werden kann.

4. Mehrere Versandoptionen
Mit Dropshipping ist die Internationalisierung eines Unternehmens viel einfacher als mit einer traditionellen Vertriebsmethode. So kann die Suche nach einem Dropshipping-Anbietenden ratsam sein, der Vereinbarungen mit verschiedenen Transportunternehmen hat und es einem E-Retailer so ermöglicht, in viele verschiedene
Länder zu verkaufen.

5. Einen guten Support für die Kundschaft bieten
Retouren sind ein wesentlicher Bestandteil des E-Commerce, und es ist wichtig, in diesem Bereich vorzuplanen. Für den Fall, dass es Probleme mit der Bestellung der Kundschaft gibt, sollte die Bezugsquelle rechtzeitig Lösungen anbieten.

Fazit
Dropshipping hat Vor- und Nachteile, gleichzeitig besitzt es jedoch auch ein enormes Potenzial, um eine große Zahl an KundInnen zu gewinnen, einen soliden Umsatz zu erwirtschaften und den eigenen Shop wachsen zu lassen. Vor allem für Neulinge in der E-Commerce-Welt ist es eine gute Möglichkeit, um erste Erfahrungen zu sammeln.