Praxistipp: Welches Kommissionierverfahren eignet sich für Sie?
von SPEZIAL
20.07.2004 - Der kompliziertes und anspruchvollste und teuerste Bereich im der Logistik ist die Kommissionierung. Die Kosten der Kommissionierung betragen je nach Branchen 50% der Lagerkosten, mit steigender Tendenz. Der Grund dafür liegt in Verhalten der Besteller. Die Aufträge nehmen zu, die Artikelanzahl pro Auftrag sinkt, das Sortiment und die Variantenvielfalt wächst stetig und der Kunde, egal ob Endkunde, Wiederverkäufer oder Techniker, erwartet seine Waren in immer kürzeren Zeitabschnitten.
Die Palette der möglichen Verfahren ist nahezu unüberschaubar und reicht von der einstufigen manuellen Kommissionierung von wenigen Aufträgen bis zur hochkomplexen Kommissionierung von bis zu 100.000 Aufträgen täglich. Das einzusetzende Verfahre ist abhängig von
- der Auftragsmenge
- der Artikelanzahl
- der Artikelbeschaffenheit
- der Gängigkeit der Artikel
- der Strategie der Lagerung wie Fachboden- oder Durchlaufregale, Paletten etc.
Einstufige KommissionierungBei einer Auftragsanzahl unter 400 Aufträgen pro Tag und einem begrenzten Sortiment ist die einstufige auftragsorientierte Kommissionierung ohne Serienbildung wirtschaftlich. Der Mitarbeiter bekommt einen Auftrag, den er nach vorgegebner Reihenfolge abarbeitet und die Artikel zu einer Kommission zusammenstellt. Wesentlich ist dabei, dass die Reihenfolge wegeoptimiert ist.
Ein Grundsatz in Logistik sagt aus, dass die Wege so zu optimieren sind, dass kein Schritt zu viel gelaufen wird. In der EDV sind die Lagerplätze der Artikel gespeichert. Die Lagerplätze haben dabei ein Schema, welches erlaubt, daraus die optimalen Wege zu berechnen und diese Reihenfolge der Entnahme auf den Kommissionierbelegen auszudrucken.
Die Einstufige Kommissionierung mit SerienbildungBei mehr als 400 bis ca. 800 Aufträge empfiehlt es sich, mehrere Aufträge zu einer Serie zusammenzufassen. Je nach Größe der Aufträge finden dann auf einem Kommissionierwagen mehrere Aufträge Platz. Der Mitarbeiter stellt die Artikel wieder wegeoptimiert zusammen und legt sie in den Behälter, der auf dem Kommissionierbeleg angegeben ist. Voraussetzung dafür ist ein geeignetes EDV-System. Weitere Investitionen sind nicht erforderlich.
Kommissionierung nach dem Weiterreichprinzip
Ab ca. 1000 Aufträgen empfiehlt sich die ein - oder zweistufige Kommissionierung nach dem Weiterreichprinzip. Dazu ist Unterstützung durch Fördertechnik vorteilhaft. Voraussetzung dafür ist die Einteilung des Kommissionierlagers in Kommissionierzonen, die dann jeweils von einem Mitarbeiter besetzt sind. Es werden von der EDV Auftragsserien gebildet. Pro Auftrag gibt es einen Behälter oder eine direkt Kommissionierung in den Versandkarton. Der Behälter wird auf der Fördestrecke an den Kommissionierzonen vorbeigeleitet.
Der Mitarbeiter in der Kommissionierzone prüft anhand der Rechnung die am Behälter befestigt ist, ob der Auftrag einen Artikel aus seinem Bereich enthält. Ist das der Fall, zieht er ihn vom Förderband, holt den Artikel, legt ihn in den Behälter und schiebt diesen wieder auf die angetriebene Förderstrecke.
Ein aufwändigeres Verfahren schleust die Behälter maschinell in die betroffenen Zonen aus. Dazu liest ein Scanner einen Barcode, in dem die Zonen verschlüsselt sind. Ist der Artikel kommissioniert, schiebt der Mitarbeiter den Behälter wieder auf die angetrieben Förderstrecke zurück. Der Durchsatz ist mit der automatischen Ausschleusung höher. Das beschrieben Verfahren wird als einstufige Kommissionierung bezeichnet.
Zweistufige KommissionierungDer Durchsatz wird nochmals durch die zweistufige Kommissionierung gesteigert. Dabei wird Picken und Putten entkoppelt. Deshalb kann die Förderstrecke mit einer höheren Geschwindigkeit laufen. Ein Mitarbeiter holt wieder wegeoptimiert die Waren aus den Regalen. Dazu druckt die EDV Pickzettel aus, auf den u.a. Lagerort, Artikelnummer und die Nummer des Auftragsbehälters gedruckt sind. Die Waren legt der Mitarbeiter - wiederum sortiert nach der Reihenfolge der Auftragsbehälter - auf seinen Kommissionierwagen. Ist ein Rundgang beendet, wird der Wagen an die Förderstrecke gestellt. Ein zweiter Mitarbeiter legt dann die Waren vom Kommissionierwagen in die vorbeikommenden Auftragsbehälter.
Das Verfahren ist sehr effizient für große Mengen bis etwa 25.000 Aufträge. Darüber setzen Firmen meistens einen Sorter ein, der die Artikel automatisch zu Aufträgen zusammenführt.