Beate Uhse geht es noch schlechter als befürchtet

30.11.2010 Mit einem satten Verlust von 13-15 Mio. Euro rechnet der Flensburger Erotikhändler jetzt. Nach 9 Monaten liegt der Umsatz fast 25 Mio. Euro hinter dem Vorjahr bei 147,1 Mio. Euro (9 Monate 2009: 171,3 Mio. Euro).

Mit einem satten Verlust von 13-15 Mio. Euro rechnet der Flensburger Erotikhändler jetzt. Nach 9 Monaten liegt der Umsatz fast 25 Mio. Euro hinter dem Vorjahr bei 147,1 Mio. Euro (9 Monate 2009: 171,3 Mio. Euro). Das EBIT, vor Jahresfrist noch hauchdünn positiv (+0,5 Mio. Euro), zeigt sich jetzt mit -8,1 Mio. Euro tiefrot. Und das wird auch das Weihnachtsgeschäft nicht verbessern, sondern verschlimmern.
Denn die Restrukturierungseffekte sind bei der Prognose von -13 bis -15 Mio. Euro EBIT im Gesamtjahr noch nicht enthalten. Sie ließen sich noch nicht beziffern, heißt es aus der Zentrale. Allein im dritten Quartal beliefen sich die Firmenwertabschreibungen und Drohverlustrückstellungen auf 3,9 Mio. Euro, so dass der operative Verlust jetzt schon auf ca. 12 Mio. Euro stieg.
Der Umsatz im Versandhandel ging von Januar bis September um 8,9 Mio. Euro auf 68,5 Mio. Euro zurück. Grund ist die, wie man nicht anders sagen kann, katastrophale Fehlentscheidung in der Katalogstrategie, potenziert durch den nunmehr voll durchschlagenden Internet-Effekt. Die ehemals wichtigen Umsätze mit Medien fallen immer schmaler aus, weil es mehr und mehr Pornografie gratis im Netz gibt. Die eigenen Portale konnten dem bisher fast nichts entgegensetzen.
Per November wurde die Geschäftsführung der Versandsparte (Pabo BV) neu besetzt. CEO ist seitdem Paul Wilkens. Er wechselte von Samsung Benelux zum Erotikversender. Dort war er von 1999 bis 2008 für Marketing und Sales verantwortlich. Finanzgeschäftsführer ist Martijn Kerkhof, der u.a. als Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young schon Beate Uhse betreut hatte. Er soll möglichst rasch wieder hohe Deckungsbeiträge erzielen, und so hat die Geschäftsführung unmittelbar entschieden, sich auf Umsatz-starke Länder zu konzentrieren und die kleineren Märkte (UK, Slowenien, Tschechien, Spanien) ausschließlich online zu bedienen. Diese Länder weisen bislang Verluste aus. Parallel wurden am Versandstandort in Walsorden "Umstrukturierungen" vorgenommen.
Ein großes Problem bleibt: Die Zusammenarbeit mit den Banken. Denn die vereinbarten Covenants (Finanzkennzahlen) reisst Beate Uhse erneut. An einem neuen Maßnahmenpaket werde gearbeitet, und auch mit den Banken werde "intensiv diskutiert". Ob diese eine - letzte - Gnadenfrist geben, ist noch offen.
Eine Woche vor der Hauptversammlung steht es um Beate Uhse schlechter denn je. Es wird kalt in Flensburg.
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