Zalando ist lieber Marktplatz als Hersteller

18.03.2019 Zumindest auf absehbare Zeit stellt Zalando   einen Teil seines Eigenmarkengeschäft zum 1. April ein. Das Plattformgeschäft erscheint dem Modehändler lukrativer als das anfällige Dasein als Hersteller.

Die Schrei-vor-Glück-Werbung von Zalando wurde in einfacheren Zeiten geschaltet (Bild: Screenshot Zalando TV-Werbung)
Bild: Screenshot Zalando TV-Werbung
Die Schrei-vor-Glück-Werbung von Zalando wurde in einfacheren Zeiten geschaltet
Zalando Co-CEO David Schneider begründet den Ausstieg mit dem Rollenkonflikt zwischen Hersteller und Handelspartner: "zLabels wurde 2010 gegründet, um Lücken im Sortiment zu füllen und unseren Kunden Produkte zur Verfügung zu stellen, die nicht von unseren Partnermarken angeboten wurden." Nun setzt man auf das Plattformgeschäft:"In den vergangenen zehn Jahren ist unser Geschäft sowohl für Kunden als auch für Marken attraktiver geworden. Da wir unsere Plattformstrategie weiter vorantreiben und stetig neue Marken und Hersteller mit vertikalem Konzept integrieren, haben wir beschlossen, unser Sortiment - einschließlich unserer eigenen Marken - weiterzuentwickeln."
Ziel sei eine "komplementären Strategie" aus Eigenmarken und Fremdmarken: Vor allem Überschneidungen sollen beseitigt werden, die Zalando-Eigenmarken werden dort angeboten, wo Billigware benötigt wird - die als Handelsgeschäft ohnehin margenschwach ist. Mit der Frühling/Sommer-Saison 2020 wird das neue Eigenmarken-Sortiment von Zalando innerhalb der Kategorie 'Bekleidung Mode-Basics' abdecken. Die Kategorien 'Schuhe und Accessoires' werden in einer angepassten Form fortgeführt. Die elf Eigenmarken werden vorerst beibehalten und werden zu einem späteren Zeitpunkt innerhalb der neuen Struktur überprüft. Durch die Bündelung des Eigenmarken- und Partnermarken-Sortiments innerhalb der Zalando SE wird der Großteil der 550 zLabels-Mitarbeiter in den Zalando Fashion Store   wechseln oder vergleichbare Positionen innerhalb von Zalando angeboten bekommen.

Der massive Verdrängungswettbewerb im Modehandel zieht weiter an; die Folge eines spürbaren Umbruchs in der Branche. (iBusiness: Offene Transformationsnähte: Wo der Modehandel Strukturprobleme hat   ) Kernproblem ist weniger, dass weniger Kleidung gekauft wird, sondern dass billiger geshoppt wird. Discountern, Billigmarken, dem Preisvergleich im Internet und dem zunehmenden Wegfall von Dresscodes im Geschäftsumfeld sei Dank. Vor allem Fast-Fashion-Marken gewinnen global. Die Zalando-Strategie geht in beide Richtungen: Den Markenanbietern als Servicedienstleister zu Diensten sein und im Billigsegment mit Eigenmarken wenigstens ein bisschen Marge abgreifen.
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