Wie Sie Mitarbeitende für Logistik und Lager finden

16.03.2023 In der Logistikbranche fehlt es zunehmend an Fachkräften. Das hat mitunter drastische Folgen. Doch woher kommt der Personalmangel in der Logistik überhaupt und wie kann man ihm entgegenwirken?

 (Bild: DPD)
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Ein ausschlaggebender Punkt für den Fachkräftemangel ist das verbreitete Bild der Logistikberufe und politisch ungelöste Konflikte. So werden Berufe in der Logistik oft als unattraktiv und wenig intellektuell angesehen, obwohl das oft gar nicht der Fall ist. Ebenso werden die Tätigkeiten in der Logistik mit schlechten Arbeitsbedingungen und niedrigen Löhnen verbunden. Jedoch gibt es viele Betriebe, die gute Gehälter und Boni zahlen und ihre Mitarbeiter fair und kollegial behandeln. Auch sind Ausbildungen, Weiterbildungen und Studiengänge möglich.

Auch wenn manches Bewerbungen abschreckendes Vorurteil nicht den Tatsachen entspricht, sind die Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche je nach Beruf unterschiedlich. Einige Berufe sind mit einer erhöhten körperlichen Anstrengung verbunden. Nicht nur die Arbeiten in den Lagern und Warenhäusern sind anstrengend, sondern auch das stundenlange Sitzen im LKW. Jedoch bergen Lagerräume noch mehr Gefahren für die Gesundheit. So herrschen hier meist eine schlechte Luftzufuhr, hohe Luftfeuchtigkeit oder niedriger Beleuchtung. Die Folgen für Arbeitnehmer sind Rückenschmerzen, Atembeschwerden und Sehbeeinträchtigungen. Trotz der teilweise schlechten Arbeitsbedingungen gibt es aber auch ausreichend Gründe für einen Job in der Logistikbranche. Jobs in der Logistik sind derzeit sicher. Zudem sichern sie Warenlieferung und sind ein Garant für Wohlstand und funktionierende Wirtschaft. Damit vor allem junge Menschen für Logistikberufe begeistert werden können, muss nicht nur das negative Bild der Medien durch ein positives ersetzt werden. Für Arbeitgeber ist es besonders wichtig, die Arbeitsbedingungen zu optimieren und Vorteile anzubieten, wie beispielsweise Weiterbildungschancen.

Bereits vorhandene Angebote sollten verbessert und notwendige Ausstattungen und Schulungen bereitgestellt werden, um die Arbeit zu erleichtern. Arbeitnehmern ist eine gute Zukunft nämlich wichtig. Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften gewährleistet wird und Arbeitsplätze regelmäßig überprüft werden, damit potenzielle Gefahren rechtzeitig erkannt und beseitigt werden können.

Die positiven Seiten des Berufsbilds hervorheben


Weiterhin können Unternehmen in Logistik und Lager einiges dafür tun, um die Berufe so attraktiv wie möglich zu gestalten und Fachkräfte dazuzugewinnen. Es ist essenziell, dass sich Betriebe als attraktive Arbeitgeber positionieren und mit ihren Vorteilen werben. Über Social-Media-Plattformen aussagekräftige Testimonials posten, die zufriedenes Personal oder eine gute Arbeitsumgebung zeigen: Das kann man eben nicht nur auf der Suche für Programmiererinnen, Marketingverantwortliche und E-Commerce-Profis machen - sondern eben auch für Picker, Lagerarbeitende und AusfahrerInnen.

Der Slogan könnte ein Zitat von Mitarbeitenden sein, die erklären, wie gut es ihnen im Unternehmen geht. Teamgeist, Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen sind Vorteile, die auf Youtube, Instagram und Tiktok platziert werden können.

Aber auch Online-Stellenportale können genutzt werden, um neues Personal zu finden. Die Stellenanzeige sollten ansprechend gestaltet werden, denn hier zählt bereits der erste Eindruck. Bevor eine Ausschreibung formuliert wird, ist es wichtig, ein Employer Branding aufzubauen: Was hebt das Unternehmen von anderen ab? Welche Benefits können den Mitarbeitern angeboten werden? An welchen Punkten sollten intern gearbeitet werden?

Für junge Menschen spielen Anerkennung und Wertschätzung eine große Rolle. Auch suchen sie flexible und lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle und leistungsorientierte Vergütungsmodelle. Hier muss der Arbeitgeber sich also attraktiv positionieren, um hervorzustechen und Vorteile der Firma darzustellen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um ein übermäßiges Gehalt handeln. Auch ein angenehmes Arbeitsklima oder flexible Arbeitszeiten sind in der Branche gern gesehen. Diese Beschreibungen werden oft verwendet, deshalb ist es wichtig, die Aussagen mit passenden Bildern oder Videos zu belegen. Zusätzlich müssen alle relevanten Informationen über die Firma, den Job und die erforderlichen Qualifikationen angegeben werden.

Zuletzt lassen sich Social Media und Online-Stellenportale auch gut verknüpfen. So kann man die eigenen Social-Media-Kanäle in der Stellenanzeige angeben, damit sich Bewerber noch mehr Eindrücke einholen können. Andersherum können auf Social-Media-Plattformen auch die Stellenanzeigen geteilt werden, um eine größere Chance auf Bewerber zu haben.

Mitarbeiter halten und neue dazugewinnen


Um Fachkräfte gewinnen zu können, ist es weiterhin wichtig, dass man ihnen einen Sinn mit der Arbeit gibt. Sinnhaftigkeit spielt heute eine immer größere Rolle. Es ist für Personalverantwortliche
essenziell, dass man als Arbeitgeber Aufgaben klar verteilt. Man sollte seinen Mitarbeitern zuhören und erkennen, welche Tätigkeiten ihnen liegen. Geht jemand lieber stets der gleichen Aufgabe nach oder wünscht er sich mehr Abwechslung? Kommunikation ist hierbei unerlässlich. Wenn man regelmäßig Gesprächemit seinen Mitarbeitern führt, ihnen Feedback gibt und nach ihren Wünschen und Zielen fragt, fühlen sie sich wohl und ernst genommen. Das führt dazu, dass sie lange im Unternehmen bleiben. Zudem können so Aufgaben hinsichtlich Kenntnisse und Interessen der einzelnen Angestellten verteilt werden. Und man lernt, was den Angestellten wichtig ist. Insbesondere junge Generationen legen heute viel Wert auf Weiterbildung und Aufstiegschancen. Diese sollte man ihnen auch bei Bedarf geben. Aufgrund der Digitalisierung ist es heute einfacher denn je, sein Personal weiterzubilden.

Denn wenn die eigenen Mitarbeitenden zufrieden sind, teilen sie das mit ihrem Umfeld. Im Zuge dessen können sogar noch weitere Arbeitskräfte gewonnen werden, eventuell sogar als Quereinsteiger. Daher ist es wichtig, sich nicht nach neuem Personal umzusehen, sondern auch die Mitarbeiter zufriedenzustellen und zu halten, die man bereits hat.

Autor: Marius Kurz ist Geschäftsführer der Kurz und Klein GmbH und unterstützt Hersteller, Speditionen und Logistikunternehmen bei der Mitarbeitergewinnung.
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