Otto kauft in Amerika zu

17.07.2009 Die Finanzkrise bietet Chancen - für kapitalstarke Unternehmen. Nicht immer nur Investmentfonds, sondern auch strategische Investoren wie Otto.

Die Finanzkrise bietet Chancen - für kapitalstarke Unternehmen. Nicht immer nur Investmentfonds, sondern auch strategische Investoren wie Otto.
Mit der Tochterfirma Bon Prix hat Otto den Badmodenversender Venus Swimwear gekauft. Venus war im Mai in Zahlungsschwierigkeiten gekommen, weil der Hauptfinanzierer die American Capital Bank seine Kredite nicht verlängert hat, ganz ähnlich dem Arcandor Niedergang.
Der CEO von Venus Daryle Scott legte sein Amt kurz nach dem Konkursantrag nieder. Er habe alles Versucht das Geschäft aufrecht zu erhalten, sei aber letztlich gescheitert.
Allem Anschein nach hat Bon Prix da ein Schnäppchen gemacht. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt, doch hat man sich in bei der Otto Gruppe ganz bewusst dafür entschieden erst einmal nur die Markenrechte an Venus zu kaufen. Damit ist Bon Prix nicht an deren Verbindlichkeiten beteiligt, kann sich aber im amerikanischen Markt breit machen. Die Ladengeschäfte stehen somit weiterhin zum Kauf. Es hat sich allerdings bisher niemand gefunden, der diese übernehmen möchte.
Dies ist bereits der zweite Versuch von Bon Prix in den USA Fuss zu fassen. Anfang 2000 als die Otto Gruppe noch mit dem Spiegel Katalog in Amerika Geschäft machte, wurden auch von Bon Prix Kataloge versendet. Der erwartete Umsatz blieb allerdings aus. Spiegel wurde dann vor vier Jahren an Golden Gate Capital verkauft, die 2006 auch Venus kauften. Da die Otto Gruppe zur Zeit jedoch nur mit Crate & Barrel in den USA vertreten ist wollten die Hamburger wohl die Gunst der Stunde nutzen. Die Konjunktur zieht in den Vereinigten Staaten wieder leicht an, und die Gelegenheit schien günstig.
Wieso allerdings ausgerechnet Bon Prix den Zuschlag erhalten hat stellen Experten in Frage. Venus Swimwear ist als Marke nicht im Bon Prix Preissegment vorhanden. Zum Vergleich: Ein Badeanzug kostet bei Venus im Schnitt etwa 80 US-Dollar, bei Bon Prix sind es umgerechnet etwa 25 US-Dollar. Ob sich diese beiden Marken nun unter einen Hut bringen lassen ist fraglich. US-Beobachter hatten empfohlen den Kauf eher über 3 Pagen oder Apart abzuwickeln. Doch angesichts derer Produktkultur scheint Bon Prix die richtige Wahl zu sein. Venus Swimwear spricht eher jüngere Frauen an und ist in dieser Variante gut aufgestellt.
Wie genau der US-Start von Bon Prix laufen wird war leider nicht zu erfahren. Eine gute Position ist ihnen allerdings gegönnt. Venus Swimwear ist immerhin auf Platz 199 der größten amerikanischen Internethändler.