Amazon: Chinesische Onlinehändler prellen deutsche Steuerbehörden um Umsatzsteuerbeträge in Millionenhöhe

03.04.2018 Chinesische Händler, die ihre Produkte über die Amazon-Plattform "Marketplace" verkaufen, zahlen häufig keine Umsatzsteuer - das zeigt eine Datenauswertung von WDR und Süddeutscher Zeitung.

 (Bild: Amazon)
Bild: Amazon
Es geht um tausende möglicher Straftaten und Umsatzsteuerbetrug in Millionenhöhe: Chinesische Onlinehändler verkaufen häufig ihre Ware über den Amazon Marketplace   ohne die anfallenden Umsatzsteuerbeträge an deutsche Behörden zu entrichten.

WDR und Süddeutsche Zeitung   haben sich die Mühe gemacht, gemeinsam die Amazon-Seiten von 100.358 Händlern zu untersuchen. In einem ersten Schritt filterten sie unter den "Marketplace"-Anbietern 19.397 aktive Händler heraus, die ihren Firmensitz laut Impressum in China und Hongkong haben.

Vom Procedere her müssten sich die Händler in Deutschland registrieren lassen und Umsatzsteuer bezahlen, wenn sich die Ware zum Zeitpunkt der Bestellung in Europa befindet und von dort aus in deutsche Haushalte geliefert wird. Dies ist laut den Datenjournalisten der Fall, wenn der "Versand durch Amazon" erfolgt. Denn Amazon lagert die Ware in Logistikzentren in ganz Europa, von denen aus die Ware geliefert wird. Der Kunde überweist den Kaufpreis an Amazon. Nach Abzug von Provisionen und Gebühren leitet das Unternehmen den Restbetrag an die Händler weiter. Umsatzsteuer wird nicht entzogen, sondern müsste von den Händlern selbst entrichtet werden.

Laut der Datenauswertung nutzen 14.346 Anbieter aus China und Hongkong den Versand durch Amazon. Diese müssten entweder eine gültige Umsatzsteuer-Identitätsnummer in ihrem Impressum ausweisen (bei 4220 der Anbieter nicht der Fall) oder bei Lieferung innerhalb Deutschlands über eine gültige Steuernummer beim Finanzamt verfügen (bei 980 Händlern der Fall). Insgesamt haben der Datenanalyse zufolge mehr als 3000 China-Händler keine der beiden Nummern.

Die Bundesregierung will jetzt ein Gesetz erlassen, nach dem in Zukunft auch die Betreiber von Handelsplattformen in die Haftung genommen werden können, wenn Händler auf ihren Plattformen Steuern hinterziehen.
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 (Michael Sahlender)
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Michael Sahlender (Mirakl)

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